Raja Yoga

“Each soul is potentially divine. The goal is to manifest this Divinity within by controlling nature, external and internal. Do this either by work, or worship, or psychic control, or philosophy - by one, or more, or all of these - and be free. This is the whole of religion. Doctrines, or dogmas, or rituals, or books, or temples, or forms, are but secondary details.”    Swami Vivekananda

 

Der Raja Yoga (Sanskrit, m., राजयोग, rājayoga, [ɽɑːʤʌjoːgʌ], raja = König) ist einer der vier klassischen Wege des Yoga. Im Raja Yoga wird die stufenweise Entwicklung und Beherrschung des Geistes angestrebt. Raja Yoga ist auch unter den Bezeichnungen Ashtanga Yoga bekannt - nicht zu verwechseln mit „Ashtanga Yoga“, der von Pattabhi Jois entwickelt wurde und eine Form des Hatha Yoga ist. Wörtlich übersetzt bedeutet Ashtanga „acht Glieder“ und bezeichnet damit den achtgliedrigen Übungsweg des Raja Yoga.

„Kann ein Auge sich selbst sehen?“ Was muss man tun oder lassen, damit das Auge sich selbst sehen kann?
Die Beantwortung dieser Fragen lässt sich rein rational nicht lösen. Ebenso wenig wie sich Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Lebens, der Vergänglichkeit und dem unausweichlichen physischen Tod rein rational beantworten ließen.

Doch im Raja Yoga findet man auf diese Fragen eine Antwort. Sie liegt in der Erfahrung. Und die Techniken, um solche Erfahrungen zu machen, gründen auf den schriftlich überlieferten Texten von Patanjali, vermutlich aus der Zeit zwischen ca. 200 v. Chr.–200 n. Chr.
Patanjali hat im Yogasutra das alte Wissen, in das er selbst praktisch eingeweiht war, in kurzen Aphorismen niedergelegt.

Der Begriff Raja Yoga entstammt der Hatha Yoga Pradipika, einer Yogaschrift aus dem 15. Jahrhundert. Dort wurde er verwendet, um den spirituellen Yoga (Raja Yoga) vom mehr körperlichen Yoga (Hatha Yoga) abzugrenzen. Dort wird der Hatha Yoga lediglich als eine Stufe auf dem Weg zum Raja Yoga bezeichnet

Raja Yoga lehrt einen praktischen Weg hin zur inneren Erkenntnis. Die Techniken des Raja-Yoga ermöglichen es uns, systematisch unser Bewusstsein von der physischen Welt, dem Körper und seinen Wahrnehmungen zurückzuziehen (pratyahara), um es zu konzentrieren (dharana) und schließlich in der Meditation (dhyana) in immer tiefere Schichten unseres Seins hinabsenken zu lassen, so tief, dass wir mit unserem innersten Kern, unserem Selbst (atman), dem Ort der Selbsterkenntnis, der Glückseligkeit, der Quelle in Berührung kommen. Auf dieser Reise zu unserem Selbst verändern wir unser Leben in allen Aspekten hin zu mehr Liebe für uns selbst und Andere und erfahren inneren Frieden.

Die „acht Stufen“ oder „acht Gliedern“ (Ashtanga) des Raja Yoga bauen aufeinander auf und beginnen mit alltäglichen Handlungsregeln und gehen bis hin zu tiefer Versenkung des Geistes:

yama  - moralische Gebote wie Nichttöten, Wahrhaftigkeit, Enthaltsamkeit
niyama – Reinlichkeit, Strenge, Selbsthingabe
asana – Übung rechter Sitzhaltung
pranayama – Atembeherrschung
pratyahara – Zurückziehen der Sinne von der Aussenwelt
dharana – Konzentration
dhyana – Meditation
samadhi – Überbewusstsein

Übt man die drei höheren Aspekte des Raja Yoga - Dharana (Konzentration), Dhyana (Versenkung, Kontemplation) und Samadhi (Einheit, Erleuchtung) aus, so wird das als  Samyama bezeichnet.

Die Atemübungen und die Meditationstechnik des Raja Yoga erfordern vor allem eine regelmäßige Praxis und den Willen zur Konzentration des Geistes. Was leicht missverstanden wird: Bei den Übungen geht es nicht um Reinigung des Körpers oder der Seele. Im Kontext mystischer Erfahrung kann diese Vorstellung einer notwendigen Reinigung sogar hinderlich sein. Die Idee der Unreinheit kommt, wie eine Menge anderer Konzepte, aus dem vielfältigen Arsenal von Schuldzuweisungen, die von Religionen erfunden wurden. Das, was gesucht wird, ist jedoch zu jeder Zeit da – unverändert, ohne Anfang und Ende.

Es ist nicht die Person, die durch Selbstverwirklichung befreit wird und sich selbst oder die Seele (Atman) erkennt, sondern es ist das verwirklichte Wesen, welches von der vergänglichen Vorstellung einer Ich-Person befreit wird, wenn es seiner selbst bewusst wird.